Wie das fränkische Spielzeugunternehmen satte 80 kununu-Einträge löschen ließ und damit einen kolossalen Imageschaden verursachte
Wer bei Google auf die Kombination „kununu eintrag löschen“ mitbieten möchte, muss sich ganz schön strecken. Der Klick kostet hier schmale fünf Euro und mehr, was alles andere als ein Pappenstiel ist. Der Grund für diese hohen Kosten ist der hohe Wettbewerb um die Keyword-Kombi. Findige Advokaten haben ein lohnendes Geschäftsfeld für sich entdeckt, das darauf basiert unliebsame Einträge auf der meist genutzten Arbeitgeberbewertungsplattform löschen zu lassen. Hintergrund: Für viele Unternehmen kann kununu bisweilen ein Ärgernis werden – vor allem dann, wenn es dort unliebsame Kritik hagelt. Der erste Reflex lautet dann leider viel zu oft: „Das lassen wir jetzt löschen!“. Nun zeigt ein aktueller Fall, dass dieser Umgang mit dem Feedback von Mitarbeitern oder Bewerbern große Gefahren für die Arbeitgeberreputation birgt.
Was ist passiert? Der fränkische Kinderspielzeug-Hersteller Playmobil stand auf kununu in der Kritik. Viele Mitarbeiter und ehemalige Kollegen hatten auf der größten Arbeitgeberbewertungsplattform im deutschsprachigen Raum auf eine hohe Fluktuation hingewiesen und teil starke Kritik an Playmobil als Arbeitgeber geübt. Ob diese berechtigt oder nicht berechtigt war, können wir an dieser Stelle nicht prüfen – in jedem Fall stand sie online. Gemäß eines Artikels des Manager Magazin reagierte das fränkische Unternehmen drastisch und ließ per Abmahnung mit einem Schlag 80 (!) Bewertungen von kununu löschen.
Die Folgen: Zwar stieg die zuvor niedrige Bewertung von unter 2,5 auf 3,5 und die Weiterempfehlungsquote auf immer noch sehr schwache 41%, der Imageschaden für Playmobil dürfte das allerdings bei weitem übertreffen, denn der Vorfall sprach sich herum – zunächst offenbar vor allem in der eigenen Belegschaft, die seitdem ihrem Ärger Luft macht. Denn seit Februar diesen Jahres trudelten acht Bewertungen ein, die ausnehmend negativ sind und gemeinsam im Schnitt einen kununu Score von 2,0 aufweisen. Besonders bitter: Im Fließtext der Bewertungen gehen die kununu-Nutzer explizit auf das restriktive Vorgehen Playmobils ein – einige Beispiele im O-Ton:
„Von Unternehmenskultur kann man hier nicht sprechen. Das, was in der Presse steht stimmt zu 100%. Der Versuch negative Bewertungen bei kununu zu löschen zeugt von einer Kultur der Verleumdung. Von insgesamt 151 Bewertungen mit einem miserablen Score von 2,6 sind es nun nur noch 55 Bewertungen mit einem Score von 3,8. Wie armselig!“
„In letzter Zeit gab es vermehrt schlechte Presse, die leider teilweise wahr ist. Es sollte als Möglichkeit gesehen werden, Dinge zu verbessern statt anwaltlich dagegen vorzugehen. Schlechte Presse kommt nicht einfach so vor, meist liegen begründete Punkte vor!! Ich hoffe, das meine Bewertung hier nicht gelöscht wird, sondern zum Denken und Handeln anregt. Denn die momentane Weiterempfehlungsquote entspricht nicht der Wahrheit!!“
„Nach negativer Schlagzeilen wurde die Belegschaft nun intern angegriffen und mit Konsequenzen gedroht...Inhalt des Artikels: schlechte Atmosphäre und Angst.“
Doch damit nicht genug. Denn wichtige Medien haben Playmobils kununu-Strategie nun recherchiert und zum Thema gemacht – so berichtet das Manager Magazin über das kununu-Vorgehen des Unternehmens und lässt dabei kein gutes Haar am Arbeitgeber.
Bleibt die Frage, was Arbeitgeber wie Playmobil besser machen können, um mit Kritik umzugehen. Unternehmen die glauben Arbeitgeberbewertungen vorrangig oder ausschließlich mit rechtlichen Mitteln begegnen zu müssen, sind auf dem Holzweg. Nach unserer Überzeugung ist der aktive Umgang mit Arbeitgeberbewertungen eine moderne Form von „Employer Branding“. Denn nicht erst seit Plattformen wie jameda, holidaycheck oder eben kununu leben wir alle nun einmal in einer Bewertungsgesellschaft. Die meisten der mit Arbeitgeberbewertungen verbundenen Herausforderungen lassen sich rein rechtlich nicht lösen. Oder mit anderen Worten: Würden Sie Ihrem Anwalt die Aufgabe übertragen, Ihre Karrierewebsite zu konzipieren oder für gute Stellenanzeigen zu sorgen? Ein juristischer Check ist bei all diesen Aufgaben sinnvoll, dennoch sind das im Kern keine Aufgaben für Juristen, sondern Aufgaben mit einem juristischen Teilaspekt. Vielmehr ist hier der Umgang mit Feedback gefragt und die Kompetenz dafür liegt in der HR-Abteilung.
Hätte Playmobil die eingesetzte Energie dafür eingesetzt, sich mit den Arbeitsbedingungen im Unternehmen auseinanderzusetzen, diese nachhaltig zu verbessern und den Veränderungsprozess zum Thema von Antworten zu Bewertungen zu machen – das Arbeitgeberimage des Unternehmens stünde zwar immer noch nicht glänzend da, wäre aber das eines Arbeitgebers, der Kritik ernst nimmt und diese auch verarbeitet. Die Realität ist eine andere – nachzulesen in Kommentaren auf kununu sowie im Manager Magazin.
Mehr über den Umgang mit kununu:
Artikel: kunnunu-Bewertungen löschen lassen?
Artikel: Erfolgreich auf kununu. 10 Tipps für Arbeitgeber