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kununu Bewertungen löschen lassen?

Inwieweit ist der Einsatz von rechtlichen Mitteln gegen negative Arbeitgeber-Bewertungen sinnvoll? Dazu ein paar Überlegungen aus der Praxis.

Zahlreiche Anwälte bieten Arbeitgebern an, kununu Bewertungen löschen zu lassen. Doch wer so vorgeht, schadet seiner Reputation mehr als er ihr einen Gefallen tut.

Einigen Beobachtern gilt kununu & Co. immer noch als eine Plattform der Unzufriedenen. Das ist zwar falsch, da es auf kununu deutlich mehr positives als negatives Feedback gibt. Aber trotzdem hat sich so bei manchen Unternehmen die Praxis etabliert, negative kununu Bewertungen löschen zu lassen. Kein Wunder: In dem Thema steckt eine Menge Geld. Laut Google Keyword Planner liegt die Cost per Click (CPC) für das Keyword „kununu Bewertung löschen“ aktuell bei 5,46 Euro (Gebot für obere Positionen). Das ist schon ein ganz ordentlicher Preis. Zum Vergleich: Für den Begriff „Employer Branding“ müssen werbetreibende Berater und Dienstleister mit einem CPC von 4,78 Euro rechnen. Tatsächlich kommen bei einer Suchanfrage nach „kununu Bewertung löschen“ erst einmal vier Anzeigen, bevor organische Treffer gezeigt werden (Stand 17.11.2020). Vor allem Anwälte empfehlen die Löschung von negativen Bewertungen als Mittel der Wahl, um mit Arbeitgeberbewertungsplattformen umzugehen. Für den Hammer besteht die Welt eben aus Nägeln.

Information der Bewerter

„Schlechte Bewertung? Löschen lassen!“ Ist das tatsächlich die richtige Antwort? Dazu sollten sich die Verantwortlichen in Unternehmen zunächst vergegenwärtigen, was passiert, wenn das Unternehmen einen Anwalt einschaltet, um gegen negative kununu-Bewertungen vorzugehen.
Ein wichtiges Beispiel: In einigen Fällen ziehen Anwälte die Identität des Bewerters in Zweifel. Darauf reagiert kununu sehr konsequent. Denn dieser erhält fix eine E-Mail von kununu, wird darin darüber informiert, dass der bewertete Arbeitgeber einen Anwalt eingeschaltet hat – und gebeten, seine Identität gegenüber kununu zu belegen.

Mögliche Eskalation bei Löschung

So etwas macht die Runde – im Freundeskreis des Bewerters, in der Belegschaft, aber auch auf kununu selbst. Davon zeugen Hunderte von Einträgen auf der Plattform, die sich mit Löschversuchen beschäftigen. Hier nur einige Beispiele, die zeigen, wie die Reputation als Arbeitgeber unter dem Löschen von Bewertungen leiden kann:

  • „Vorsicht, diese Firma lässt negative Bewertungen über einen Anwalt löschen!“
  • „X möchte sich nach außen hin als toller Arbeitgeber präsentieren (Dazu lässt man sogar negative Kununu-Bewertungen löschen, die angeblich nicht der Wahrheit entsprechen), in Wahrheit ist man hier nur Sklave.“
  • „Arbeitgeber versucht negative Bewertungen über kununu löschen zu lassen. Damit werden die Bewertungen künstlich ins bessere Licht gerückt. Die Wirklichkeit sieht leider anders aus.“
  • „Inzwischen lässt X von kununu Bewertungen löschen, weil ihr der Inhalt nicht gefällt. Damit ist dann wohl die blanke Verzweiflung für jeden zu erkennen!“
  • „X geht gegen negative Bewertungen per Anwalt vor. Daher habe ich meinen Bewertungstext hier leider entfernen müssen!“

Löschen lassen – manchmal sinnvoll

Um es klar zu sagen: In einigen Fällen kann der Versuch einen kununu Eintrag löschen zu lassen durchaus sinnvoll sein. Bewertungen löschen zu lassen – das ist möglich, wenn diese zum Beispiel gegen die kununu-Regeln oder gegen gesetzliche Bestimmungen verstoßen. Doch auch dann sollte man wissen: In vielen dieser Fälle ist es dann gar nicht zwingend notwendig, einen Anwalt einzuschalten.
Dazu ein Beispiel aus der Employer Telling Praxis: Einer unserer Workshop-Kunden berichtete jüngst von einem Fall, bei dem ein Mitarbeiter sich eine Vielzahl von Accounts angelegt hatte und dann unter jeweils anderer Flagge immer wieder ähnlich lautende kritische Kommentare postete. Unsere Reaktion darauf: Wir analysierten die Kommentare auf identische Formulierungen, die den Verdacht erhärteten, dass hinter den verschiedenen Identitäten eine Ein-Personen-Kampagne stand. Daraufhin empfahlen wir dem Workshop-Kunden sich mit den markierten Textpassagen an den kununu-Support zu wenden. Hintergrund: Es verstößt klar gegen die Regeln bei kununu, wenn ein Mitarbeiter sich mehrere Accounts zulegt und multiple Identitäten vorspielt. Die Reaktion ließ wie erwartet nicht lange auf sich warten. kununu nahm die Kommentare offline und bat gleichzeitig die offiziell verschiedenen Bewerter, ihre Identität zu beweisen. Solange das nicht geschieht, bleiben solche Kommentare offline. Problem erkannt, Problem gelöscht.

Aktiver Umgang mit Bewertungen – eine moderne Form von Employer Branding

Ein solches Vorgehen ist sinnvoll und letztlich auch im Sinn der Nutzer von kununu. Fake-Bewertungen schmälern den Wert von Arbeitgeberbewertungsplattformen – egal ob sie positiv oder negativ ausfallen. Etwas anderes ist es aber, wenn Unternehmen meinen, das Phänomen „Arbeitgeberbewertung“ vorrangig oder ausschließlich mit rechtlichen Mitteln bearbeiten zu können. Nach unserer Überzeugung ist der aktive Umgang mit Arbeitgeberbewertungen eine moderne Form von „Employer Branding“ (auch wenn wir den Begriff nicht mögen) – wir leben nun einmal in einer Bewertungsgesellschaft, davon ist die Arbeitswelt nicht ausgenommen. Die meisten der mit Arbeitgeberbewertungen verbundenen Herausforderungen lassen sich rein rechtlich nicht lösen. Oder mit anderen Worten: Würden Sie Ihrem Anwalt die Aufgabe übertragen, Ihre Karrierewebsite zu konzipieren oder für gute Stellenanzeigen zu sorgen? Ein juristischer Check ist bei all diesen Aufgaben sinnvoll, dennoch sind das im Kern keine Aufgaben für Juristen, sondern Aufgaben mit einem juristischen Teilaspekt.

Fazit

Wem beim Thema „Arbeitgeberbewertungen“ zuerst „kununu Bewertung löschen“ einfällt, hat das Thema nicht verstanden.

Weitere Ressourcen zum Thema kununu

  • Employer Telling-Ratgeberseite kununu für Arbeitgeber: Hintergründe, Fakten und Tipps zum aktiven Umgang mit Arbeitgeberbewertungen
  • Reputationsmanagement: Employer Telling im Gespräch über rechtliche und nicht-rechtliche Aspekte von Arbeitgeberbewertungen – im Podcast des Medienanwalts Dr. Stephan Bücker
  • Workshop kununu für Arbeitgeber von Employer Telling: 360 Grad-Blick auf Arbeitgeberbewertungen, aktuelle Insights, unternehmensindividuelle Analysen und Handlungsplan

     

     

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