Erscheinungsdatum: 16.11.2020
„Stellenanzeige? Kennt jemand das Wort in ein paar Jahren noch?“
O-Ton eines Employer Branding-Beraters in der Personalwirtschaft, Ende 2017
Zahl der monatlich auf Indeed in Deutschland erfassten Stellenanzeigen: 630.000
Stand November 2020, Quelle: Indeed
Doch, wir kennen das Wort noch – und Jobsucher erst recht: Stellenanzeigen bilden nach wie vor den zentralen Einstiegspunkt in die Candidate Journey. Das hat erst kürzlich eine softgarden-Studie ergeben. Demnach steigen 55,5 % der Bewerber aktuell sogar dank einer Stellenanzeige direkt in den Bewerbungsprozess ein. Nicht mitgezählt sind da diejenigen, die zwar über Google oder die Karrierewebsite einsteigen, aber früher oder später bei der Stellenanzeige landen. Mit anderen Worten: Aktuell landet kaum jemand in einem neuen Job, ohne eine Stellenanzeige gelesen zu haben. Grund genug, sich mit der Qualität von Stellenanzeigen auseinanderzusetzen – und die steht und fällt mit dem Text. Hier zehn brandaktuelle Tipps für wirklich zeitgemäße Stellenanzeigen.
Egal ob Ihre Stellenanzeige direkt bei Google gefunden werden soll, oder auf einer Online-Jobbörse. Über die Wahrscheinlichkeit, dass die Jobannonce Treffer landet, entscheidet die Intelligenz Ihrer Matching-Überlegungen, nicht die „geile Headline“ der Agentur. Finden Sie heraus, wonach die Zielgruppe sucht und passen Sie den Jobtitel daran, und nur daran an.
Menschen wollen in ihrem Job eine echte Aufgabe, kein Sammelsurium von Einzeltätigkeiten. Die meisten Jobbeschreibungen in Stellenanzeigen werden diesem Wunsch nicht gerecht. Häufigster Wortschnipsel in den Tätigkeitslisten ist sogar „u.a.“. Möchten Sie einen großen Teil Ihres Lebens mit „u.a.“ verbringen? Studien zeigen: Eine überzeugende Jobbeschreibung ist der Hauptauslöser für eine Bewerbung.
Bei den Anforderungsprofilen toben sich viele Arbeitgeber richtig aus. Eigentlich sind solche Profile ein Hinweis auf Märkte, in denen ein Bewerberüberhang herrscht, aber Anforderungsprofile XXL finden sich zum Beispiel recht häufig auch in der Pflege. Dabei sind sie meist völlig sinnfrei: Es gibt keinen wissenschaftlichen Beleg für die Wirkung von Selbstauswahl per Stellenanzeige. Unser Rat: abspecken auf wesentliche Hard Skills und auf generische Wunscheigenschaften wie „Teamfähigkeit“ verzichten. Vielleicht haben Sie ja auch den Mut, ganz auf das Anforderungsprofil zu verzichten. Einige Kunden von uns haben das vor einigen Jahren getan und sind immer noch am Markt….
Möchten auch Sie Ihren Bewerbern Hautcreme verkaufen? Die meisten „Über uns“-Rubriken in Stellenanzeigen erwecken diesen Eindruck. Es wird sehr viel über Produkte gesprochen und sehr wenig über das Angebot als Arbeitgeber – der Platz ist damit verschenkt. Dafür müssen Sie allerdings wissen, wofür Sie als Arbeitgeber stehen.
Bewerber wünschen sich persönliche Kontaktmöglichkeiten, keine Call-Center-Nummern oder anonyme E-Mailadressen. Echtes Interesse am Kandidaten zeigen Unternehmen mit solchen Kontaktangeboten von Mensch zu Mensch.
Schon wieder diese Arbeitgeberbewertungen? Ja, genau. Wenn Sie diesen Tipp beherzigen, haben Sie bei ihren Bewerbern die Nase vorn. Eine aktuelle softgarden-Umfrage zeigt: Stellenanzeigen mit integrierten Bewertungen werden von mehr als 80 Prozent der Jobsucher bevorzugt geklickt.
Gleiches gilt für konkrete Gehaltsangaben, die 90 Prozent der Arbeitgeber hierzulande nicht bieten. 74 Prozent der Bewerber würden softgarden zufolge eine solche Anzeige jedoch bevorzugt klicken. Auch bei den Benefits (Jobtickets, Sportangebote, Kinderbetreuung etc.) ist nach unserer Beobachtung in den Anzeigen noch Luft nach oben. Wichtig: Die Angebote sollten zur Zielgruppe passen.
Bewerber werden immer ungeduldiger. Wenn Sie in der Regel besonders schnell reagieren, lassen Sie es den Kandidatenmarkt ruhig wissen. Stellenanzeigen mit solchen Angaben werden laut softgarden-Umfrage ebenfalls von über 74 Prozent der Bewerber bevorzugt geklickt.
Stellenanzeigen, mit denen Arbeitgeber eine „Chefsekretärin (m/w/d)“ suchen, genügen zwar nach unserem Kenntnisstand den AGG-Anforderungen. Sie sind aber aus Diversity-Perspektive extrem kontraproduktiv, weil sie sich eindeutig und ausschließlich an Frauen richten. Begriffe wie „Seniorberater (m/w/d)“ oder „Anpacker, Durchstarter, Möglichmacher“ richten sich eher an Männer. Machen Sie sich klar, dass Sie damit nur einen Teil des Talentmarkts überzeugen. Gerade die akademische Intelligenz ist zunehmend weiblich!
Stellenanzeigen sind eine offizielle Publikation des Unternehmens. Die meisten Stellenanzeigen werden jedoch von Menschen geschrieben, die den Eindruck erwecken, noch nie in ihrem Leben eine Zeile veröffentlicht zu haben: Es wimmelt von Substantivierungen, ungelenken Formulierungen und Bandwurmsätzen. Gönnen Sie Ihren Anzeigen eine sprachliche Generalüberholung und nehmen Sie vor allem Abschied von den „Ungs“.