Sprachanalyse von 120.000 Stellenanzeigen zeigt: Deutsche Arbeitgeber siezen ihre Kandidaten in Stellenanzeigen mehrheitlich
Köln – Februar 2017. Deutsche Arbeitgeber siezen – zumindest in ihren Stellenanzeigen. Das ist eines der Ergebnisse der aktuellen Employer Telling Studie „Edition Stellenanzeigen“, für die 120.000 Stellenanzeigen sprachlich analysiert wurden. Demnach fanden die Initiatoren der bisher größten Sprachanalyse von Stellenanzeigen im deutschsprachigen Raum in den untersuchten Ausschreibungen zehn Mal mehr „Sie“- als „Du“-Ansprachen. Insgesamt wurde rund eine halbe Million Mal gesiezt und nur gut 50.000 Mal geduzt. Die von den Unternehmensberatern Dr. Manfred Böcker und Sascha Theisen sowie dem Spezialisten für semantisches Recruiting Textkernel durchgeführte Studie beruht auf einer datengestützten Sprachanalyse, die mit einer qualitativen Auswertung der Ergebnisse kombiniert wurde.
Umgang mit „Du“ oder „Sie“
Im Hinblick auf „Du“ oder „Sie“ kristallisieren sich in Stellenanzeigen vier unterschiedliche Typen heraus. 1. Unternehmen, die über alle Zielgruppen hinweg duzen. 2. Unternehmen die junge Zielgruppen wie Azubibewerber duzen, aber sonst siezen. 3. Unternehmen die über die Zielgruppen hinweg siezen. 4. Unternehmen die inkonsistent agieren und ohne erkennbare Regeln mal duzen und mal siezen.
Siezt du noch oder duzt du schon?
Dass IKEA die Liste der Duzer anführt, überrascht nicht weiter. Darüber hinaus kommt das allgemeine „Du“ besonders häufig im E-Commerce vor – etwa bei kaueferportal.de oder bei Zalando. Aber auch der Kommunikationsriese Vodafone hat sich für das generalisierte „Du“ entschieden.
Zielgruppenorientierte Wechsler
Zu denjenigen, die je nach Zielgruppe siezen oder duzen gehören zum Beispiel die Deutsche Bahn, der Schuhhändler Deichmann oder der Konsumgüterhersteller Unilever. Meist wird das „Du“ in dieser Gruppe für Schüler reserviert, die sich für eine Ausbildung bewerben. Bei Unilever muss man sich das „Sie“ indes erst einmal verdienen: Praktikumsbewerber werden geduzt, Hochschulabsolventen gesiezt.
Reine Siezer
Einige Unternehmen bleiben durchgängig beim „Sie“ – auch bei Azubi-Bewerbern oder anderen jungen Zielgruppen. Dazu gehören zum Beispiel Steigenberger Hotels, Tchibo oder Heidelberg Cement. Das durchgängige „Sie“ wirkt zwar auf den ersten Blick uncool, ist nach Meinung der Studieninitiatoren aber dennoch eine Überlegung wert. „Denn die Ansprache der Bewerber muss dazu passen, was der Arbeitsalltag der Mitarbeiter hergibt. „Sie“ und „Du“ in Stellenanzeigen sind eine Frage der Glaubwürdigkeit“, sagt Manfred Böcker, einer der Initiatoren der Studie.
„Du“ und „Sie“ im munteren Wechsel
Einige Unternehmen sind mittlerweile offensichtlich mit der Ansprache so überfordert, dass sie keinen erkennbaren Regeln folgen. „Mal wird die Zielgruppe geduzt, mal gesiezt, zum Teil sogar innerhalb einer Anzeige. Das ist nicht konsistent und vermittelt den potentiellen MItarbeitern kein authentisches Bild davon, was sie konkret im Unternehmen erwartet“, so Sascha Theisen, neben Böcker der zweite Initiator der Studie.
Über EMPLOYER TELLING
Hinter der Initiative Employer Telling stehen die beiden Kölner Unternehmensberater Sascha Theisen und Dr. Manfred Böcker. Die beiden gehören einer seltenen Spezies an: Als PR-Berater haben sie sich seit vielen Jahren ausschließlich auf Arbeitswelt- und Personalmanagementthemen spezialisiert. Mit diesem fachlichen Hintergrund beraten sie Unternehmen verschiedener Branchen und Größen zu deren Arbeitgeberattraktivität. Im November 2015 veröffentlichten die beiden „Club der Gleichen – eine Analyse der Karriere Webseiten der DAX30“. Mit „Employer Telling – Edition Stellenanzeigen“ haben sie im Oktober 2016 eine Sprachanalyse von 120.000 Stellenanzeigen nachgelegt.
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